Als Gastgeber der Jahrestagung des Fachverbandes Elektro- und Informationstechnik Hessen/Rheinland-Pfalz (FEHR) lud die Elektroinnung Trier-Saarburg, unter ihrem Obermeister Erich Porn, nach Trier ein und dies kann man schon sagen, zu einer sehr erfolgreichen Jahrestagung.
Gleich zu Anfang hatte der Oberbürgermeister der Stadt Trier, Herr Wolfram Leibe, den Vorstand des FEHR unter Führung von Präsident Ehinger zu einem Empfang in das Rathaus eingeladen. Leibe stellte die Stadt Trier als zwar älteste, aber auch am Lebensalter gemessen, als jüngste Stadt in Rheinland-Pfalz dar, und hieß die Verbandsrepräsentanten in seiner Stadt herzlich willkommen. Er bezeichnet es als Ehre, dass die elektro- und informationstechnischen Handwerke die Stadt Trier als ihren Tagungsort ausgewählt hatten.
Nach dem Empfang beim OB beriet der Vorstand des FEHR in seiner anschließenden Sitzung abschließend die Jahrestagung, bevor der erste Tag der Verbandstagung, beim gemeinsamen Vorstandsabend des FEHR und der Innung Trier-Saarburg, harmonisch ausklang.
Am Folgetag wurde die Veranstaltung mit der gemeinsamen Fachbereichstagung fortgesetzt. Gastreferent Prof. Dr. Ulrich Breilmann von der westfälischen Hochschule trug zur Besonderheiten der Generation Z und der anstehenden Generation Alpha vor und bot damit ausgezeichnete Möglichkeiten des Einblicks in den Umgang mit diesen jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Prof. Dr. Breilmann zeichnete sich dadurch aus, dass er nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Inhaber eines elektro- und informationstechnischen Betriebes in Castrop-Rauxel ist. Dieses Familienunternehmen besteht bereits seit 6 Jahrzehnten und bietet ihm ausgezeichnete Möglichkeit für Fallstudien. So konnte er ganz praktisch, auf Grund eigener gemachter Erfahrungen, dem Auditorium berichten und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, wie man junge Menschen an die elektro- und informationstechnischen Berufe heranführt und erfolgreich an das Unternehmen bindet. Ergänzend ist Prof. Dr. Breilmann Vorsitzender des Ausschusses Tarif- und Sozialpolitik im ZVEH. In dieser Funktion berichtete er zum Thema „Warum wir einen Mindestentgelttarifvertrag brauchen“.
Der Nachmittag gehörte den Fachbereichen Elektrotechnik, Informationstechnik und Elektromaschinenbau, die von den jeweiligen Vorsitzenden Mike Lorenz, Jürgen Heun und Thomas Kübler exzellent moderiert und erfolgreich durchgeführt wurden.
Im Landesfachbereich Elektrotechnik stellte Mike Lorenz den aktuellen Stand sowie die Perspektiven in den aktuellen Tätigkeitsfeldern der Energiewende wie PV-Anlagen und Wärmepumpen dar. Hierbei ging er auch auf die Kooperationen mit unseren Nachbargewerken SHK (Sanitär Heizung Klima) sowie den Dachdeckern im Detail ein. Sein Stellvertreter Lars Tenschert informierte im Anschluss zu den Themen VDE-Neuheiten, Bestandsschutz und Nachrüstungsempfehlungen.
Im Landesfachbereich IT informierte Stefan Petri zum Glasfaserausbau und den aktuellen Herausforderungen. Abgerundet wurde das Thema durch den Fachvortrag von Thomas Hüsch und Alexander Holzer aus dem Hause Softing IT Networks GmbH zur Messtechnik für Kupfer-, Glasfaser- und Wireless-Netzwerke.
Im Landesfachbereich Elektromaschinenbau stand der Nachwuchs auf allen Ebenen im Vordergrund. Neben den neuen Inhalten der reformierten Gesellen- und Meisterausbildung werden auch neue öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige in diesem Gewerk gesucht. Durch Praxisberichte aus den beteiligten Ausbildungsbetrieben kam es zu einem regen Austausch zum Thema Fachkräfte.
Im Rahmen des Festabends in der St. Gangolfkirche zu Trier nahm Obermeister Porn, während seiner Begrüßung, nochmals das Thema Fachkräfte auf. Die elektro- und informationstechnischen Berufe gehören zwar dankenswerterweise zu denjenigen, die aktuell noch Zuwächse haben, im Vergleich zu anderen. Aber obwohl die Ausbildungszahlen in den Elektroberufen in den vergangenen Jahren stetig angestiegen sind, kämpft die Branche mit mangelndem Nachwuchs. Das immer größer werdende Leistungsspektrum der elektro- und informationstechnischen Handwerke erfordere hier ein Mehrfaches an Personal, um die umfangreichen Aufträge im Hinblick auf die Energiewende zu bewältigen. Hierbei verwies der Obermeister der Innung darauf, dass die Nähe zum Nachbarland Luxemburg es oftmals nicht einfach mache Fachkräfte zu halten. Junge Arbeitskräfte, die in Deutschland ausgebildet wurden und auch leben, würden dadurch ins europäische Umland gelockt, weil dort geringere Steuern und Sozialabgaben zu entrichten seien. Den heimischen Betrieben ginge dadurch erhebliches Fachkräftepotenzial verloren.
Energieeffizienz in Gebäuden, Ausbau der Elektromobilität und die Überführung erneuerbarer Energien in ein intelligentes Energiemanagements System sind 3 große Säulen innerhalb des Elektrohandwerks, die es aktuell und in Zukunft zu bewältigen gilt. Daher, so der Präsident des FEHR Stefan Ehinger, brauche es Menschen, die wissen, wie es geht und ihr Handwerk beherrschen. Hierbei sei es hervorragend, wenn die Wissenschaft die Vorlagen liefere, und das Handwerk es umsetze.
Die wirtschaftliche Auslastung der elektro- und informationstechnischen Unternehmen bezeichnete Herr Ehinger immer noch als gut. Dennoch äußerte der Präsident Besorgnis darüber, dass die Politik mehr und mehr Energieversorgungsunternehmen darin unterstütze, auch hinter dem Hausanschluss Dienstleistungen anbieten zu können. Gerichtet an die anwesende Staatsekretärin aus dem Rheinland-Pfälzischen Wirtschaftsministerium, Frau Petra Dick-Walther, äußerte Ehinger, dass die 5.680 Betrieb der elektro- und informationstechnischen Handwerke in Hessen und Rheinland-Pfalz, mit 56.600 Mitarbeitern und 5.000 Auszubildenden es zunehmend kritisch sehen, wenn die Energieversorgungsunternehmen eine langjährig gelebte Marktpartnerschaft einseitig verlassen würden. Vor dem Hintergrund bestehender Regelungen der Gemeindeordnungen sei es nicht tolerierbar, wenn kommunale Energieversorgungsunternehmen und deren Tochterunternehmen hinter dem Hausanschlusszähler Dienstleistungen anböten und umsetzten. Hier würde eine marktbeherrschende Stellung geschaffen, durch die die Gefahr der Benachteiligung der elektro- und informationstechnischen Unternehmen bestehe. Wer wolle denn noch verhindern, dass der Energieversorger eigene Konzepte entwickelt und durchführt, und z. B. Wärmepumpen, Solaranlagen und andere elektrotechnische Produkte direkt an den Endkunden zum Festpreis einschließlich Montage anböte. Energieversorgungs-unternehmen haben, so Ehinger, quasi eine marktbeherrschende Stellung, da sie durch die Infrastruktur über Ressourcen verfügten, um Energie zu erzeugen, zu transportieren und zu verteilen. Diese Unternehmen hätten in der Regel einen großen Kundenstamm und eine etablierte Position auf dem Markt, was es für neue Wettbewerber schwierig mache, in den Markt einzutreten und erfolgreich zu konkurrieren. Wenn Energieversorgungsunternehmen nun mit eigenen Produkten und Dienstleistungen in Konkurrenz zum elektro- und informationstechnischen Handwerk eintreten würden, könnte dies wettbewerbsrechtlich problematisch sein. Zum einen könnten die EVUs ihre marktbeherrschende Stellung ausnutzen, um den Wettbewerb zu verzerren, und den freien Markt einzuschränken. Zum anderen hätten sie durch ihre Ressourcen und Größe einen unfairen Vorteil gegenüber kleineren Handwerksbetrieben, was zu einer Verzerrung des Wettbewerbs führe. Dies insbesondere auch dadurch, dass sie Installationen über Stromtarife gegenfinanzieren können. Eine Möglichkeit, die ein Handwerksbetrieb niemals haben könne.
Und, so Ehinger, das EVU kann größere wirtschaftliche Risiken eingehen. Denn sollte ein EVU als kommunales Unternehmen Aufträge nicht wirtschaftlich abwickeln, insbesondere auf Grund eine Kalkulationsfehlers oder anderer Gegebenheiten, so würden diese Verluste im Zweifel aus Steuermitteln ausgeglichen. Bei einem privatwirtschaftlichen Handwerksunternehmen sei dies nicht der Fall. Er trägt das wirtschaftliche Risiko von Erfolg und Misserfolg allein. Konkret kann dies dazu führen, dass der lokale, privatwirtschaftliche Handwerksunternehmer mit seinen Steuerzahlungen auch noch seinen Mitbewerber finanziert, so Ehinger.
Bei einem weiteren Gesetzesvorhaben forderte Ehinger die Solidarität der Politik ein. Am 21. August dieses Jahres habe das Bundekabinett die Novellierung der Gefahrstoffverordnung beschlossen. Mit dieser Novelle solle es zu einer Verbesserung der Prävention arbeitsbedingter Krebserkrankungen unter Berücksichtigung von Tätigkeiten mit Asbest kommen. Allerdings sorge die aktuelle Neufassung für Unverständnis im Handwerk. Es würde kritisiert, dass die Erkundungspflicht für Veranlasser von Bau- und Sanierungsvorhaben gestrichen wurde. Aus Sicht des Handwerks sei es für die ausführenden Gewerke unabdingbar, dass der Veranlasser einer Baumaßnahme vor deren Beginn erkunde, ob und welche Gefahrstoffe bei Ausführung der Arbeiten zu erwarten sei. Die jetzige Regelung sei dagegen praxisfern und nicht umsetzbar, weil sie dies von der Auftraggeber- auf die Auftragnehmer Seite, also auf den Handwerksbetrieb, verlagere. Es bleibe Aufgabe der Handwerksunternehmen, im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung und anhand des Baujahres des Gebäudes, eine Asbest Beprobung durchzuführen. Der Auftragsgeberseite werde lediglich „zugemutet“, dass sie vorliegende Informationen zur Verfügung stelle. Dies, so Ehinger, sei nicht akzeptabel. Dem Handwerksbetrieb werde eine Holschuld auferlegt, wenngleich es eines der Ergebnisse des nationalen Asbestdialogs war, dass hier die Bringschuld durch die Veranlasser verankert werden sollte.
Staatssekretärin Petra Dick-Walther nahm die Kritik des Präsidenten des FEHR umgehend auf. Das Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz stehe hier sehr gerne für Diskussionen und Rücksprachen zur Verfügung. Und ganz sicher, so Dick-Walther, müssten hier noch verschiedene Feinjustierungen für die Zukunft vorgenommen werden, um die Interessen der elektro- und informationstechnischen Berufe ausreichend zu berücksichtigen. Denn, so Dick-Walther, Elektroberufe sind in unserer modernen Welt von zentraler Bedeutung. „Es ist das Können der vielen im Elektrohandwerk Beschäftigten, dass unser Leben einfacher und komfortabler macht.“
Das E-Handwerk sei heutzutage aber nicht nur technisch, sondern auch gesellschaftlich ein wichtiger Impulsgeber. Es verbinde Handwerkskunst mit fortschrittlicher Technologie und böte jungen Menschen viele Möglichkeiten, die einen modernen und innovativen Handwerksberuf ergreifen wollen, so Dick-Walther. Der demografische Wandel mache sich bemerkbar. Obwohl die Anzahl der Auszubildenden in den vergangenen Jahren stetig gewachsen sei, reiche dieser Zuwachs nicht aus, um die aus dem Berufsleben ausscheidenden Mitarbeiter zu ersetzen. Dies hatte auch Ehinger zuvor betont.
Er betonte noch einmal, dass die E-Handwerke mit dazu beitragen wollen die Energiewende erfolgreich umzusetzen.
Präsident Ehinger und Staatssekretärin Dick-Walther vereinbarten im Gespräch zu bleiben.
Die Festveranstaltung klang im festlichen Rahmen auf Einladung der gastgebenden Innung Trier-Saarburg aus und bot hervorragende Möglichkeiten für gemeinsame Diskussionen und Gespräche.
Ihren Abschluss fand die Jahrestagung 2024 in Trier durch die am Samstag, dem 14.09.2024 stattfindende Mitgliederversammlung aller Delegierten der angeschlossenen Innungen und des Vorstands.
Neben den Formalien wie die Genehmigung der Jahresrechnung des Jahres 2023, die nach den Darlegungen von Schatzmeister Marcel Schmitt einstimmig genehmigt wurde, konnte Vorstand und Geschäftsführung Entlastung erteilt werden. Auch der Haushaltsplanentwurf 2025 wurde einstimmig genehmigt.
Ausführlich diskutiert wurde eine finanzielle Beteiligung des Verbandes an der mixed data agency solutions GmbH, die zukünftig für die elektro- und informationstechnischen Berufe Toröffner für größere Projekte, nicht nur im Bereich der erneuerbaren Energien, sein soll. Pro und Contra wurden sehr ausführlich und vehement diskutiert, bevor in geheimer Abstimmung und mit einem überragenden Ergebnis, die finanzielle Teilhaberschaft beschlossen wurde.
Mit dem Dank an die gastgebende Innung Trier, unter Vorsitz von Obermeister Erich Porn, schloss Präsident Ehinger einen wichtigen und sicherlich in die Zukunft weisenden Verbandstag.
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